Der Landestechniklehrgang in Norderstedt zum Thema Handlungskomplexe im Ju-Jutsu und BJJ startete mit einer kleinen Verspätung wegen der Ehrung Stefan Jacobs mit dem 8. Dan Ju-Jutsu. Anschließend heizten die beiden Referenten Ashot Arustamian, 1. Dan Ju-Jutsu, Bluebelt BJJ, Trainer-B und Marco Göbel, Purplebelt BJJ, 2. Kyu Ju-Jutsu den rund 30 Teilnehmenden erst einmal ordentlich ein, bevor das eigentliche Thema begann. Im ersten Teil übernahm Ashot den Bereich Atemi, hier setzte er den Schwerpunkt zu Beginn auf die Führhand mit der „schiebenden Faust“. Methodisch sehr gut aufgebaut, konnten die Teilnehmenden diese Technik nutzen, um den Partner zu treiben und etwas Distanz zu schaffen, wobei die Kernelemente mit Einsatz der Hüfte und Schulter von Ashot immer wieder verdeutlicht wurden. Die erzeugte Distanz sollte dann von die Teilnehmenden nach freier Wahl genutzt werden, um eine weitere Atemitechnik auszuführen. Beispielhaft demonstrierte Ashot die Kombination mit einem Fußstoß seitwärts. Hierdurch kann noch mehr Abstand gewonnen werden – auf der Straße Zeit zum Weglaufen – Im Fighting, neben den Punkten, ein kleiner Moment für weitere Entscheidungen zum Vorgehen. Als kleine Spielerei erklärte Ashot noch den Questionmark Kick, der durch die eingebaute Finte und wenn entsprechend geübt, zu Punkten im Wettkampf führt. Im zweiten Themenbereich widmete sich Ashot einer möglichen Weiterführungskombinationen bei den Würfen. Nach technischem Üben des Innenschenkwurfs ging er dazu über, den Wurf nach Ausstieg von Uke bei einer großen Außensichel mit den Teilnehmenden zu üben. Im Anschluss wurde im Bodenbereich weitergearbeitet: Marco demonstriert als erstes einen Würger mit Verwendung der Kleidung aus der Guard. Darauf aufbauend folgten verschiedene Varianten, je nachdem, wie der Partner diesen verhindern will. Aus unterschiedlichen Kontroll-/Haltepositionen wurde so ein Spiel aus Kontern und Gegenkontern von Hebeln und Würgetechniken aufgebaut. Am Ende des Lehrgangs wurden alle Elemente Atemi – Wurf – Boden miteinander verknüpft und angewendet werden und je nach Graduierung und Leistungsstand die Intensität angepasst werden. Durch den Mix aus Wettkampf- und Breitensportlern konnte sicherlich jeder etwas für sich, sein (Wettkampf-)Training oder die nächste Prüfung mitnehmen.

Der geplante Landestechniklehrgang am 04.06.2022 in Glinde muss leider abgesagt werden.

Zum Start des Landestechniklehrgangs am 28.05.2022 in Henstedt-Ulzburg wurde Bernd Tabel, vom SV Grün-Weiß-Todenbüttel, in Anerkennung für seine langjährigen Verdienste um das Ju-Jutsu und Jiu-Jitsu mit der Ehrennadel in Bronze des SHJJV ausgezeichnet.

Seit Anfang der 90er Jahre betreibt er Ju-Jutsu, hat dort mittlerweile den 4. Dan Ju-Jutsu und den 1. Dan Jiu-Jitsu erworben. In seinem Verein kümmert er sich seit ca. 16 Jahren um die Jugendarbeit und trainiert dort Kinder- u. Jugendgruppen. Neben den Kinder- u. Jugendgruppen ist er auch als Trainer im Erwachsenenbereich tätig und sorgt so auch stetig für einen Mitgliederzuwachs in seinem Verein. Er ist Inhaber der Trainer C-Lizenz Breitensport, Trainer-B-Lizenz Gesundheitsförderung und Prävention, ist regelmäßig als Prüfer tätig und wurde als Referent auf Landeslehrgängen und auf der Jugendfreizeit in Scharbeutz eingesetzt.

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für dein Engagement!

Am Samstag, 28.05., lud der SV Henstedt-Ulzburg e.V. ein zum Landestechniklehrgang zum Thema Kyusho Nervendruckpunkte. Referent Frank Carmichael, 6. Dan Wado-Ryu Karate, 1. Dan Kyusho Jitsu, zog knapp 30 Teilnehmer in seinen Bann, die nicht nur aus dem Ju-Jutsu bzw. Jiu-Jitsu kamen, sondern auch aus verschiedenen andere Budosportarten. Kyusho-Jitsu bezeichnet die umfassenden Kenntnisse, um die Vitalpunkte und ihre Anwendung in den Kampfkünsten. Die gelehrten Grundsätze greifen auf das Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin sowie deren 5-Elemente-Theorie zurück und nutzen diese im Konflikt mit einem Angreifer. Kyusho-Jitsu wird dabei nicht als eigene Kampfkunst angesehen, sondern eher als Ergänzung bzw. Verstärkung zu den Techniken verschiedener Kampfkunststile und zum besseren Verständnis, um die eigene Kampfkunst. So wie Akupunktur und Akupressur mit der Stimulation bestimmter Körperstellen / Vitalpunkte eine heilende Absicht verfolgt, werden im Kyusho-Jitsu die energetischen und neurologischen Abläufe im menschlichen Körper so beeinflusst, dass eine Störung der Körperfunktionen die Folge ist. Diese können sich in Form von Schmerz, Gleichgewichtsstörung, Kraftverlust bis hin zum Bewusstseinsverlust darstellen. Die Vitalpunkte können durch Drücken, Rubbeln oder Schlag (meist in einem bestimmten Winkel) stimuliert werden. Frank gab den Teilnehmenden einen Einblick einiger Punkte am Körper. Diese hatten dann die Aufgabe die Reaktion des Partners in eine Kombination, je nach Graduierung und Vorlieben, einzubauen. „Ihr bringt Pfeil und Bogen mit, mit denen ihr wie kein anderer umgehen könnt – ich bring euch einen kleinen Topf mit Gift mit, in den ihr euren Pfeil tauchen könnt.“

Am 21. Mai 2022 hatte der Jiu-Jitsu Referent des SHJJV Peter Schneider (10. Dan) in die Idreatshalle Flensburg zum Prüfungsvorbereitungslehrgang eingeladen. Die Teilnehmer aus Itzehoe, Bad Oldesloe, St. Michaelisdonn, Neumünster, Schleswig und Flensburg schwitzten, trotz ständig laufender Klimaanlage, fünf Stunden bei intensivem Training.

Peter begann mit einer kurzen Einführung über Ablauf und Etikette bei Prüfungen. Das Aufwärmtraining beinhaltete Grundtechniken und fand, um realitätsnah zu trainieren, im T-Shirt statt. Danach ging es nahtlos mit ständig wechselnden Partnern in Wurf-, Transport- und Festlegetechniken über. Die Waffenabwehr (Stock und Messer) wurden mit Schaumstoffattrappen trainiert. Augenmerk war auf die schnelle Reaktion der Teilnehmer gerichtet. Treffer waren Dank der Schaumstoffattrappen nicht schmerzhaft.

Der Lehrgang war zwar schweißtreibend, hat aber allen Teilnehmern gut gefallen. 

Bericht/Bilder: K. Barkowski und P. Schramm

Während der deutschen Schülermeisterschaften in Wäghäusel am 07.Mai 2022 wurde Hagen Popko-Bäumler, vom SVHU, für seine Leistungen als Kampfrichter mit der bronzenen Ehrennadel des DJJV ausgezeichnet.

Der SHJJV gratuliert herzlich!

Am 14.05.2022 hatte der SHJJV zur Trainerfortbildung 1 in Quickborn geladen und konnte dazu den bekannten Referenten Stefan Jacobs, 7. Dan Ju-Jutsu, mit ins Boot holen. Dieser zeigte in dem theoretischen Teil u.a. die Verteilung der Mitgliederzahlen auf das jeweilige Alter. So sind ca. 50 % aller SHJJV-Mitglieder in dem Alter bis 14 Jahre verortet – der Rest verteilt sich auf alle weiteren Altersgruppen. Umso wichtiger ist es, mögliche Wettkämpfer frühzeitig zu erkennen und zu fördern. Die Förderung möglicher Wettkämpfer in den Bereichen Duo, Fighting und Ne Waza sollte dabei nicht vergessen werden. Nach der Theorieeinheit ging es dann auf die Matte. Dort zeigte Stefan mit einer spielerischen Leichtigkeit, wie Trainingsmöglichkeiten, vom Leichten zum Schwierigen, aussehen können. Die Teilnehmer versuchten dann u.a. selbst, eine aussagekräftige Duo-Darstellung zu präsentieren. So waren sehr schnell unterschiedliche Ansätze der Darstellungen erkennbar. Ob eine fortlaufende Vorstellung in einer Kette oder das Spiel mit unterschiedlichen Darstellungsgeschwindigkeiten – jede Gruppe hatte andere Ideen, die sie zeigten. Abschließend führte Stefan Jacobs noch Möglichkeiten vor, um neue Synapsenverbindungen zu bilden, damit Gelerntes intuitiv ohne Nachdenken abgerufen werden kann. Ein toller und informativer 6-stündiger Lehrgang, der allen gut gefallen hat.

Text: Christian Dost/ Fotos: John Darboven

Die Landesprüfung am 18.6.2022 findet in Lübeck im Dojo des Lübecker Judo-Club statt.

Das Ju-Jutsu in Schleswig-Holstein ist seit vielen Jahren untrennbar mit dem Namen Herbert Bünning verbunden. Er ist nicht nur Vorbild für viele Schleswig-Holsteinische Ju-Jutsuka, sondern vertritt und repräsentiert den Sport und den Schleswig-Holsteinischen Ju-Jutsu Verband e. V. auch über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus. Herbert war zudem maßgeblich am Aufbau und Bestehen des Ju-Jutsus in Schleswig-Holstein beteiligt, daher wurde er nun zum Ehrenmitglied des Schleswig-Holsteinischen Ju-Jutsu Verbandes e. V. ernannt.

Herbert, du stehst für über 45 Jahre Ju-Jutsu – wie hast du deinen Weg zum Ju-Jutsu gefunden?
Zu Kampfsport bin ich erstmalig über zwei Kameraden vom 10 Kampf zum Karate gekommen. Bei einem Karatetraining auf Fehmarn wurde ich von Meister Asei gefragt, ob ich nicht Interesse an Aikido hätte und trainierte auch dieses. Nach einer 2,5-jährigen Pause, in der ich zur See gefahren bin, kam dann der Einberufungsbefehl zur Bundeswehr. Mein großes Vorbild war u.a. mein Onkel, der Fernspäher war, daher wollte ich zu den Fallschirmjägern. Nach erfolgreichen erweiterten Eignungstest wurde ich dann nach Böblingen bei Stuttgart einberufen, konnte den Einberufungsbefehl aber nicht wahrnehmen, da mitten in der Saison war. Durch die Überziehung von einem viertel Jahr konnte ich nicht zu den Fallschirmjägern – bin aber nach zwei Jahren Dienst als Zivilist bei der Bundeswehr geblieben – bei der Marinen Küstendienstschule. Während dieser Zeit kam ich zum Ju-Jutsu bei Jörg Manthey, den ich als Partner zum 1. Dan unterstützte. Meinen 5. Kyu habe ich in Hannover Laatzen abgelegt. Auf Empfehlung nahm ich dann Kontakt zu Manfred Feuchthofen auf und trainierte auch dort. Die nächsten Prüfungen waren dann in Schleswig-Holstein jeweils als Doppelprüfungen – orange/grün und blau/braun. In Lübeck legte ich dann auch meine Prüfung zum 1. Dan ab.

Im SHJJV warst du auch sehr umtriebig – welche Ämter hast du in deiner langen Ju-Jutsu-Zeit bekleidet?
Von Manfred Feuchthofen wurde ich gefragt, ob ich das Amt des Sachbearbeiters für Schulung und Prüfung übernehmen würde. Nach kommissarischer Einsetzung wurde ich dann in der Wahl einstimmig bestätigt und war von 1981 bis 1986 Sachbearbeiter für das Prüfungswesen in Schleswig-Holstein. Ich reiste in ganz Schleswig-Holstein herum, betreute die Vereine und nahm Prüfungen ab. Seit 2003 (mit einer zweijährigen Unterbrechung) bis 2021 war ich Mitglied der Ehrenkommission und längere Zeit deren Vorsitzender. Zusätzlich war ich von 2016 bis 2018 der Beauftragte für Seniorensport im SHJJV. Dazu kommen noch die ganzen Lehrgänge in Schleswig-Holstein und darüber hinaus.

Du hast schon erzählt, wie du zum JJ gekommen bist und dass deine berufliche Laufbahn bei der Bundeswehr eine große Rolle spielte -auch hier hast du viel vorzuweisen – kannst du kurz davon berichten?
Während meine Zeit an der Marinen Küstendienstschule trainierten wir Ju-Jutsu, aber auch 2 x pro Woche Nahkampf. Nach der Zeit an der Marinen Küstendienstschule wechselte ich zur Luftwaffe – Fernmeldebereich. Hier trainierten wir 3 x Woche Selbstverteidigung. Zudem unterrichte ich auch Selbstverteidigungstraining beim Immelmann-Geschwader. Bei der Militärpolizei bereitete ich Soldaten auf den Kosovo-Einsatz mit Selbstverteidigungstraining. Vom Landeskriminalamt SH wurde ich eingeladen Multiplikatoren-Ausbildungen zu leiten und zusätzlich 14-tägige Spezialausbildungen mit der Tonfa durchzuführen. Beim LKA habe ich während meine Berufszeit noch weitere verschieden praxisbezogen Lehrgänge gegeben

Was machst du sonst noch in deiner Freizeit (um dich fit zu halten)?
Ich bin jeden Morgen zwei Stunden im Fitnessstudio, mache dort verschiedene Kraft- und Cardioübungen – manchmal folgt dann noch eine Rennradrunde. Zudem noch Laufen und Garten(Aerobic)arbeit.

Durch eine beeindruckende technische Bandbreite bist du auch ein großes Vorbild und hast sicherlich viele Ju-Jutsukas auf ihrem Weg zum Meistergrad begleitet –
Neben der von ihm vor ca. 40 Jahren gegründeten Sparte Ju-Jutsu im TSV Heiligenhafen und eine Reihe weiterer Sparten in der Region, zuletzt im SV Fehmarn. In dieser Zeit begleitete ich eine Vielzahl zum 1. Dan und darüber hinaus. Mehr als 6 Sportler bis zum 1. Dan, darunter u.a. Michael Brandes, Susanne Bergen oder Peter Schillinsky, mehr als 2 Sportler bis zum 1. Und 2. Dan wie Mike Wasko. Zudem unterstützte ich zwei Ju-Jutsukas vom 1. bis 4. Dan – Rigo Bohnsack, Adrian Bohnkamp – und Uwe Weinkauf für seine Prüfungen zum 4. und 5. Dan Ju-Jutsu. Neben den Prüfungen haben Sven Date und sein Bruder bei mir Trainiert und sind Norddeutsche Meister geworden.

Du hast viele verschieden Kampfsportarten, u.a. Judo, Karate, Aikido, Boxen, FMA, Kobudo, Tonfa, Grappling Keysi, gemacht – Warum war/ist das Ju-Jutsu im Mittelpunkt?
Weil es einfach am praktischen und praxisnah ist.
Und ich konnte Menschen helfen sich zu schützen, u.a. auch durch die SV-Kurse, die seit 30 Jahren an der Volkshochschule oder 11 Jahren im Miramare, laufen.

Vielen Dank Herbert für das Interview und Herzlichen Glückwunsch zur Ehrenmitgliedschaft.

Text/Bild: Anja Sell

Ju-Jutsu ist mehr als eine Aneinanderreihung von Techniken. Zwar lernen Anfänger zunächst eine Vielzahl von Techniken, aber spätestens auf dem Weg zum Dan sollte jeder anfangen sich zu fragen, wie Techniken wirklich funktionieren und sich die Prinzipien dahinter erarbeiten. Dazu gehört, dass Schüler Fragen stellen – warum funktioniert etwas? Warum eignet sich ein einer bestimmten Situation eine Ausführungsform besser als eine andere? Dass Schüler das tun, führt zur Weiterentwicklung der Trainer, denn die Trainer müssen gute Antworten auf die Fragen der Schüler haben – deshalb kann jedem Danträger für seine eigene Weiterentwicklung nur empfohlen werden, auch als Trainer auf der Matte zu stehen.

Während in den Kyugraden noch das Techniken nachmachen überwiegt (was auch ok ist), müssen Danträger das Verständnis für die Wirkungsweise der Techniken zeigen. Mit jedem Dangrad sollte das deutlicher zu sehen sein.

Für Atemitechniken beruht das Wirkprinzip auf maximaler Impulsübertragung. Deshalb müssen Atemitechniken im Moment des Auftreffens sehr dynamisch ausgeführt werden. Wurf und Hebeltechniken verlaufen hingegen so, dass sie im Ansatz schnell genug sein müssen, um den Gegner keine Chance zur Vermeidung der Technik zu geben, aber danach die Geschwindigkeit tendenziell eher nachlässt, um die maximale Kontrolle über die Technikausführung zu erreichen. Zusammenspiel der verschiedenen Techniken wie z.B. in Kombinationen oder Komplexaufgaben entsteht so ein deutlich erkennbarer Rhythmus mit maximal schneller, aber auch langsamer ausgeführten Teilen – das sollten die Prüflinge klar demonstrieren können.

Ein wesentliches Prinzip der Hebeltechniken besteht darin, dass der Verteidiger während der gesamten Anwendung die Kontrolle über den Gegner behält. Ein einmal gestörtes Gleichgewicht, ein einmal manipulierter Gegner soll sich nicht wieder stabilisieren können. Um das zu erreichen, muss der Verteidiger seine Position, Ausrichtung und Höhe im Verhältnis zum Gegner sowie die Zug- und Druckrichtungen gezielt einsetzen.
Bei den Eindrehwürfen gibt es unterschiedliche Wirkprinzipien. Bei Hüftwürfen wird mit der Hüfte ausgehoben, weshalb ein starker Kontakt an der Hüfte wichtig ist, aber je nach Ausführungsform kein sehr tiefes Unterlaufen des Körperschwerpunkts. Bei Schulterwürfen dient ein starker Zug dazu, den Gegner in Kontakt mit dem eigenen Schulterblatt zu bringen. Durch das sehr tiefe Unterlaufen des Körperschwerpunkts wird der Gegner dann nach vorne zu Fall gebracht, ohne dass die Hüfte aushebt. Beim Körperwurf kann ganz ohne Körperkontakt geworfen werden. Während die Zughand gerade nach vorne zieht, drückt die zweite Hand an der Achsel oder am Oberarm nach oben, so dass der zu Werfende um seine Längsachse rotiert.

Die jeweils spezifische Wirkungsweise hat Einfluss auf die Verteidigung gegen Waffen. Kettenschläge wirken wie Atemitechniken durch den von ihnen übertragenen Impuls. Sie schwingen nach bis hin zu einem Peitscheneffekt. Dadurch ist ein hartes Abstoppen der Angriffe nicht sinnvoll, andererseits muss der Angreifer auch eine weitere und langsamere Ausholbewegung durchführen.

Stockschläge und –stiche erzielen ihre Wirkung ebenfalls durch die Impulsübertragung und müssen deshalb auch schnellkräftig ausgeführt werden, um eine hohe Wirkung zu erreichen. Der Stock wird deshalb auch in einer Ausholbewegung beschleunigt. Ein direktes Abstoppen nach geeigneter geradliniger Distanzverringerung ist sinnvoller als eine kreisförmige Ausweichbewegung, weil der Stock in der Regel schneller sein wird, als eine Schrittdrehung durchgeführt werden kann. Bei Stockstichen sollte auf der Waffe gefegt werden, weil beim Fegen auf der Hand die Stockspitze in den meisten Fällen das Ziel schon getroffen hätte, wenn die gleichzeitige Ausweichbewegung nicht schnell genug ist.

Beim Messer entsteht der Schaden durch die das scheidende Eindringen in das Gewebe des Opfers. Bei scharfen Waffen ist dafür kein sehr hoher Impuls notwendig. Dadurch sind die Ausholbewegungen deutlich kleiner als beim Stock. Die Distanzüberbrückung in der Abwehr sollte dementsprechend auf der kürzesten Linie unter Veränderung des Winkels (diagonaler Schritt) erfolgen. Auch nach einem Block oder Fegen bewegt sich ein Messer weiter oder wird zurückgezogen – der Waffenarm muss deshalb sehr früh fixiert oder so geleitet werden, dass aus einem Block auf Schulterhöhe keine Rampe für einen Schnitt zum Bauch wird, oder umgekehrt aus einem Block auf Bauchhöhe keine Leitplanke für den Schnitt zum Hals. Blöcke im unteren Bereich sollten tatsächlich Blöcke nach unten und keine tiefen Unterarmblöcke nach außen sein, weil sie sonst vom Messer leicht unterlaufen werden. Für den Kontakt zum Waffenarm sollte der eigene Arm so gedreht werden, dass ein möglicher Schnitt beim Zurückziehen der Waffe über einen knöchernen Bereich erfolgt statt über den Bereich der Pulsader.

Text: Jens Dykow / Bild: Reiner Christ