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An diesem Sonntag gehen mit Nieke Südbrock und Hannes Jacobs zwei SHJJV-Athleten des Norderstedter Vereins Kodokan e.V. bei den Junioren-Europameisterschaften im Ju-Jutsu Fighting an den Start, die in Larnaka auf der Mittelmeerinsel Zypern ausgetragen werden.

Nieke Südbrock (17) tritt in der Klasse U18 weiblich bis 52 kg an, in der sie im vergangenen Oktober auf Kreta bereits Weltmeisterin wurde. Wie ist es, von der Jägerin nun zur Gejagten zu werden? „Der Druck ist schon höher als vorher und man will noch weniger gerne verlieren als sonst“, sagt Nieke. „Ich habe Respekt vor dieser Aufgabe. Aber ich habe viel trainiert und ein gutes Gefühl. Mein Ziel ist ganz klar der Titel.“ Dies erachtet auch Stefan Jacobs (64), 1. Vorsitzender des Norderstedter Vereins für Selbstverteidigung und Kampfsport und Kodokan-Cheftrainer, für realistisch: „Als amtierende Weltmeisterin sollte Nieke definitiv eine Finalkandidatin sein.“

Sein Sohn Hannes Jacobs (16) ist ebenfalls auf Zypern dabei: Er wurde vor einem knappen halben Jahr auf Kreta WM-Dritter in der U16 männlich bis 56 kg. Nun startet er in der U18 männlich bis 62 kg und damit sowohl in einer höheren Alters- als auch Gewichtsklasse. Dieser Wechsel beinhaltet zudem Änderungen im Regelwerk. Tastet man sich da nun erst einmal vorsichtig heran? „Nein, dafür ist keine Zeit“, sagt Hannes. „Ich will alles gewinnen, was ich gewinnen kann, und am Ende ganz oben stehen.“ Dabei verlief die Vorbereitungszeit alles andere als geplant: Im Januar zog er sich bei den Genua Open eine Verletzung im Ellenbogen zu, die noch ausheilt. Zudem war er in den letzten Wochen zweimal erkrankt. „Das ist natürlich nicht optimal und ich bin etwas nervöser als sonst. Aber ich versuche das Beste rauszuholen“, gibt er sich optimistisch. Und sein Vater meint: „Wir schauen bei Hannes, wie gut er trotz der Einschränkung mit dem Arm seine Leistung abrufen kann. Schön wäre eine Platzierung unter den Top 5.“

Noch sind die beiden SHJJV-Starter entspannt. „Die Aufregung kommt meistens im Flugzeug und wenn man das erste Mal die Halle sieht“, erzählt Nieke. Und Hannes ergänzt: „Für mich sind meine Freunde aus dem Bundeskader ganz wichtig, die mich vor Ort von der Aufregung ablenken.“

Im Kition Athletic Center in Larnaka auf Zypern gehen insgesamt 1.272 Athletinnen und Athleten aus 34 Nationen bei den Ju-Jutsu-Europameisterschaften der Altersklassen U16 und U18 auf die Matte. Wir wünschen den beiden Startern aus Schleswig-Holstein viel Erfolg!

(Text und Fotos: Philipp Roth)

Marcel Said vom Norderstedter Verein Kodokan e.V. hat bei den Weltmeisterschaften der Erwachsenen im Ju-Jutsu, die aktuell in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, ausgetragen werden, Platz 5 erreicht.

Seinen Auftaktkampf im Fighting der Erwachsenen bis 85 kg gegen Nicholas Allocca aus den USA entschied er nach knapp zwei Minuten vorzeitig durch Full Ippon für sich und konnte dabei in allen drei Parts überzeugen. In der zweiten Runde stand er dann in der hochmodernen Steppe-Arena dem späteren Weltmeister Nikola Trajkovic aus Serbien gegenüber. Nach anfänglichem Punkterückstand kämpfte sich der Norderstedter wieder heran und lange Zeit war es ein ausgeglichener Kampf auf Augenhöhe. Nach Ablauf der Kampfzeit hatte sein erfahrener serbischer Kontrahent jedoch mit 18:13 Punkten die Nase vorn. In der Trostrunde gelang ihm nach 84 Sekunden ein souveräner Full Ippon-Sieg gegen Minjil Tamir aus der gastgebenden Mongolei. Auch im anschließenden Duell gegen den Russen Nikita Andreevich Nikitin, der unter neutraler JJIF-Flagge startete, konnte sich Marcel Said nach einem packenden Schlagabtausch mit Full Ippon durchsetzen und erreichte damit das kleine Finale. Dort traf er auf den Niederländer Donny Donker, der 2022 bei den World Games Silber gewann, taktisch sehr passiv agierte und sich am Schluss des mäßig langen ausgewogenen Kampfes mit einem 14:11-Endstand die Bronzemedaille sichern konnte. Für Marcel Said bedeutete dies Platz 5 bei seiner ersten Erwachsenen-WM.

“Marcel ist erst vor wenigen Tagen 18 Jahre alt geworden und befindet sich damit eigentlich erst im ersten Jahr der Altersklasse U21. Dass die Bundestrainer entschieden haben, ihn nicht nur für die Junioren-WM in Kasachstan im August, sondern auch für die WM der Elite in der Mongolei zu nominieren, ist eine große Auszeichnung und Würdigung seiner Leistungen der vergangenen Jahre. Marcel hat nun bewiesen, dass diese Entscheidung berechtigt und genau richtig war, auch wenn er unter der erwarteten Leistung geblieben ist und nicht sein volles Potenzial entfaltet hat. Ich hätte mir zudem eine deutlich frühere und konsequentere Ahndung des passiven Verhaltens einiger seiner Gegner durch die Kampfrichter gewünscht”, erklärt SHJJV-Leistungssportreferent Stefan Jacobs. Und der Landestrainer für Schleswig-Holstein, Ashot Arustamjan, urteilt: “Das war ein guter Auftakt für seine Karriere in der Elite, für die er in der Klasse viel Respekt ernten wird. Er hat das Niveau in der Elite kennengelernt und gemerkt, dass es hier noch Berge zu erklimmen gibt. Seine Kontrahenten hingegen haben gelernt, ihn als ernstzunehmenden Kandidaten für die oberste Spitze dieser Gewichtsklasse zu fürchten. Er hat starke Gegner wie den Russen Nikitin besiegt und zwei der Stärksten der Kategorie (den Weltmeister Trajkovic aus Serbien und den WM-Dritten Donker aus den Niederlanden) merken lassen, dass sie bereits an ihr Limit gehen mussten um ihn zu besiegen, während Marcel mit seinen 18 Jahren gerade erst sein Potenzial aktiviert. Die beiden haben durch ihre Erfahrung richtig taktiert und das Regelwerk so gegen Marcel angewendet, dass er trotz seines Talentes und seiner Power nicht dazu kam zu glänzen. Er ist aber ein intelligenter Kämpfer und wird schnell adaptieren. Er hat bereits kundgetan, dass er jetzt erst recht den Hunger verspürt, diese Gegner zu schlagen. So wie wir seine Trainingsethik und Motivation kennen, wäre es nicht verwunderlich, wenn es ihm beim nächsten Turnier bereits gelänge. Ich bin gespannt und freue mich darauf.”

Marcel Said, der im November 2022 in Abu Dhabi U18-Weltmeister und im März dieses Jahres in Frankreich U21-Europameister wurde, hängt nun nach den WM-Kämpfen gemeinsam mit den anderen Bundeskaderathleten noch eine Woche Urlaub mit Sightseeing in der Mongolei dran. In einem guten Monat steht dann bereits die nächste Herausforderung bevor: Zusammen mit fünf weiteren Kodokan-Athletinnen und -Athleten startet er bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Astana, der Hauptstadt Kasachstans. Dort tritt er dann in seiner eigentlichen Altersklasse, der U21, jedoch in einer höheren Gewichtsklasse an (bis 94 kg).

Text: Philipp Roth Fotos: Philipp Roth/Elsa Braun